Die von Stefan Glowacz im Jahr 2012 eröffnete alpine Mehrseillängenroute in der Verdonschlucht ist eine der härtesten MSL Routen in der Schlucht. Die Linie verläuft in vier Seillängen aufgeteilt, über einen 150 Meter hohen, stark überhängenden Pfeiler.
Die Schwierigkeiten der einzelnen Seillängen (7b, 8b+, 8b+, 8a) machen diesen Anstieg zu einem der schwierigsten in diesem Gebiet.
Stefan kletterte nach eigenen Angaben alle Seillängen in 2 Tagen rotpunkt.
Irgendwann im Mai telefonierte ich mit Tobi. Daraufhin planten wir einen Kurztrip in die Verdonschlucht.
Tobi (Tobias Bitschnau) absolvierte gemeinsam mit meinem Bruder Martin und mir die Berg- und Schiführerausbildung. Mit seinen 36 Jahren und seiner großen Leidenschaft zum Klettern gehört er sicherlich zu den Vorreitern der Vorarlberger Kletterszene.
Unser Ziel: die geniale Linie, welche Stefan Glowacz in der Bergwelten-Doku „Spielplatz der Extreme- die Verdonschlucht“ präsentiert. Um an Informationen bezüglich dieser Linie zu gelangen kontaktierten wir Stefan persönlich. Sofort kam eine Rückmeldung mit sämtlichen Details und Tipps über die Route. Nochmals herzlichen Dank dafür! Ebenso teilte er uns mit, dass eine durchgehende Eintages-Rotpunkt-Begehung noch ausstünde.
Erster Erkundungstrip nach Verdon- eine ernüchternde Bilanz!
Ein wenig eingeschüchtert vom Bewertungsvorschlag machten wir uns auf den Weg. Nach etwa 1000 Kilometern Autofahrt und etwas abenteuerlichem Zustiegsgelände erreichten wir den Wandfuss. Mühsam arbeiteten wir uns Meter für Meter hoch. Die für „Verdon Verhältnisse“ eher untypische Gesteinsqualität und die meist zwingend zu kletternden Schlüsselpassagen verlangten uns beiden alles ab. Dies wirkte sich positiv auf die „Flugmeterbilanz“ aus 🙂 Auch die Logistik empfanden wir als sehr anspruchsvoll.
Nach drei Tagen harter Arbeit in der Tour war unser Zeitpensum aufgebraucht. Das Ergebnis war ernüchternd: wir hatten uns zwar alle Seillängen fair „ground up“ hochgearbeitet, jedoch blieb uns kaum Zeit die schwierigen Bewegungen zu optimieren.
An eine Rotpunkt-Begehung wagten wir kaum zu denken. Mit etwas Wehmut räumten wir unser Material wieder aus der Wand
Zweiter Trip nach Verdon - geht doch!
Im Juni ging es erneut nach La Palud. Nach weiteren drei Tagen intensiver Arbeit war es nun an der Zeit sich ausschließlich auf´s Klettern zu konzentrieren.
Am insgesamt achten Tag in der Route konnte Tobi die zweite Seillänge auf Anhieb punkten.
In der dritten Seillänge fiel er jedoch bei der Schlüsselstelle raus. Diese Kletterpassage ist zweifelsohne eine der eindrucksvollsten die ich kenne: man klettert entlang einer extrem steilen und ausgesetzten Kante. Wo kleine Griffe und teils Reibungstritte die schwerste Einzelstelle der Route bilden.
Ich nutzte die Pause um die dritte Seillänge auszubouldern. Dann stieg Tobi erneut ein. Wir beide wussten: ein erneuter Sturz würde das Ende dieses Tages bedeuten.
Mit einem Freudenschrei erreichte Tobi das Top von Seillänge drei. Souverän meisterte er dann auch noch letzte Seillänge.
Am 9. Klettertag konnte ich die Route „mit einem Hänger“ klettern. Da die Zeit wiedermal knapp war und meine Finger sehr in Mitleidenschaft gezogen waren, rechnete ich kaum noch mit einem erfolgreichen Durchstieg.
Doch zwei Tage später gelang es auch mir alle Seillängen an einem Tag zu punkten.
Danke an Babsi und Jacopo fürs „Fingerwundermittel“ und Daumen drücken 🙂
Bilder und Video. Stefan Fritsche : mehr von Stefan https://www.stefanfritsche.at/
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